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Die Geschichte der Kirche zu Niederasphe
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Wenn man sich von allen Himmelsrichtungen Niederasphe nähert, ist schon von weitem die Evangelische Pfarrkirche des Dorfes zu erkennen. Hoch ragt der schlanke Kirchturm zum Himmel empor.

Die malerische Kirche erhebt sich auf einem leichten spornartigen Hügel des historischen Ortskerns und zeichnet sich besonders durch ihren originellen Turmhelm aus. Sie war einst in katholischer Zeit (bis 1527) der Heilligen Walburgis geweiht.

Die Evangelische Pfarrkirche stellt eine architektonische Besonderheit dar und hebt sich somit deutlich gegenüber anderen Dorfkirchen der Umgebung hervor.

Sicherlich ist dies darauf zurückzuführen, dass die Kirche einst dem Adelsgeschlecht von Hohenfels der (Amönauer-)Niederaspher Linie als Grablege diente. Die von Hohenfels waren in ihrer Blütezeit weit verzweigt und verbreitet. Wohl bereits im 13. Jahrhundert, sicher aber im 14. Jahrhundert, hatten die Herren von Hohenfels Güter in Niederasphe, die sie als Lehen von Nassau-Dillenburg genommen hatten. Es wird vermutet, dass einer der Familienzweige in Niederasphe, etwa im Bereich des heutigen Kirchengeländes, eine Burg erbaut – möglicherweise auch nur übernommen - und sich nach dieser benannt hat. Bei der Burg errichteten die Herren von Hohenfels auch eine Kirche. Die genaue Lage der ehemaligen Burg wurde bisher nicht festgestellt. Bei Ausgrabungen in 1985 auf dem Grundstück Müller-Kirmasch (Heawersch) entdeckte man immerhin dicke Mauern und Gewölbe sowie Teil einer Ringmauer und Relikte eines achteckigen Turms. Über die ehemalige hohenfelsische Burg, die nach Aussterben des Geschlechts (ab 1556) verfiel, liegen somit keine näheren Angaben vor. Der Ortsadel - der von Hohenfels – ist durch Quellen von 1395 bis 1556 nachgewiesen.

Die Kirche unterstand, wie auch all die anderen Kirchen der Umgebung, vom 11. Jahrhundert bis 1522 dem Dekanat Kesterburg (Christenberg).

 

Die Evangelische Kirche hat einen wuchtigen Chorturm aus dem 14. Jahrhundert (vielleicht schon aus dem 13. Jahrhundert) mit einem schlanken Spitzhelm und 4 Wichhäuschen. Der Spitzhelm ist neben anderen interessanten Merkmalen das auffälligste an der Kirche. So bildet der Chorturm heute noch das Wahrzeichen von Niederasphe. Das Fenstermaßwerk und der Helm mit den 4 Wichhäuschen sind spätgotisch, doch können daraus keine Datierungen für den Turmkörper selbst abgeleitet werden. Der Chorturm hat von außen ein einziges Zugangsportal. Das zweischiffige symmetrische Hallenlanghaus datiert in das 15. Jahrhundert und hatte ursprünglich 3 Joche. 1902 wurde das Hallenlanghaus westlich um 2 Joche verlängert und ein Treppenturm angefügt. Die Kirche erfährt durch den Treppenturm einen harmonischen und reizvollen Abschluss. Nur an der Südseite befinden sich Strebepfeiler, welche im Unterteil als Halbsäulen-, im Oberteil als Rechteckvorlagen gebildet sind. Im Innern hat die Kirche Rippengewölbe auf Rundsäulen ohne Kapitelle bzw. Wanddiensten. Eine Sakramentsnische mit reichem Turmaufbau befindet sich im Chorturm,  die 1491 durch Ludwig von Hohenfels gestiftet wurde, der unter der Kirche beigesetzt wurde. Das Tabernakel trägt die Inschrift: „Ludwig von Hohenfels anno Domini 1491, dem Gott gnädig und bamherzig“. Ein Triumphbogen vom Turm her öffnet den Zugang zur Kirche. Die Rippen des Bogens vereinigen sich als Schlussstein zu einer schönen großen Lilie. Der Taufstein befindet sich etwa in der Mitte unterhalb des Triumphbogens. Die Schlusssteine der Gewölbe in dem ersten Bauwerk tragen im Chorraum einen Stern, in der Kirche zwei mit Christusmonogramm und Rosette und dem Wappen der von Dersch, die das Patronat der Kirche inne hatten.

 

Die Kirche hat einige Merkmale dafür, dass sie einst als Wehrkirche gedient haben könnte, jedoch ist dies nicht schlüssig nachzuweisen. Die Eingravierung der Jahreszahl „1564“ im Gebälk der Empore gibt wohl einen zeitlichen Hinweis auf den Einbau derselben. Den schönsten Blick im Kircheninneren hat man wohl von der Südwestecke des Langhauses in Richtung Apsis. Beeindruckend hierbei sind die schweren Säulen und das zweischiffige Gewölbe mit Gurtbögen und Schlusssteinen. An der Ostseite des Turmes befindet sich ein Buntglasfenster.

Die Steinkanzel datiert ins 17. Jahrhundert. Der Orgelprospekt von Joh. Schlottmann aus 1775-81 weist eine hübsche dörfliche Kunstschnitzerei auf.

Außen, südöstlich am Giebelende des Langhauses befindet sich der Grabstein des letzten Angehörigen der von Hohenfels – Hartmann (+1556) -. Mit ihm starb das Geschlecht aus.

Eine in Deutschland nur wenig vorkommende, also seltene Sonnenuhr, befindet sich am Haupteingangsportal der Kirche. Infolge ihrer Restaurierung zeigt sie nunmehr wieder die Zeit an.

Nach der Renovierung in 1902 wurde das Langhaus zwar um 2 Joche verlängert, dennoch wurde an der Grundsubstanz keine weiteren Veränderungen vorgenommen, so dass die Niederaspher Kirche nichts von ihrem ursprünglichen Aussehen verloren hat. Die halbrunden Strebenpfeiler sind eine wahrhafte Rarität. Zum Turmabschluss ist zu erwähnen, dass der Turmhelm vollständig in seinem mittelalterlichen Bestand erhalten ist.

In den letzten Jahren wurde die Kirche (u.a. Zimmer- und Dachdeckerarbeiten) mehrmals renoviert und saniert. Zum Schutz des Buntsteinmauerwerks gegen Witterungseinflüsse wurde das Langhaus und der Treppenturm weiß verputzt.

Die Niederaspher Ev. Pfarrkirche wird von Fachleuten als monumentales Bauwerk und als eine bemerkenswerte Dorfkirche bezeichnet. Ja, sie ist wahrscheinlich ein kunsthistorisches Kleinod. 1)

  

1) Quelle: Gabriele Nina Bode: „Niedern-Asphe ist ein feines Dorf …“ Ortschaft und Kirche, Ortsadel und Adelssitz – ein Überblick
Dezember 2000

 





Erstellt am Dienstag, 11. Januar 2011
Zuletzt aktualisiert am Montag, 08. Mai 2017