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Nachrichten Sonntag, 5. April 2020 (Palmsonntag)
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Sonntag, 5. April 2020 (Palmsonntag)
Lied EG 91, 1
Predigt
Gebet

Predigt

  

Es ist Palmsonntag.

Heute denken wir besonders an Jesu Leidensweg, der mit dem Jubel der Menschen beginnt. Jesus zieht in Jerusalem ein und die Menschen streuen Palmzeige und empfangen ihn wie einen König, denn sie erwarten, dass er sich als König erweist, der die Römer aus dem Land vertreibt, der Kranke heilt und Tote auferweckt.

Die Menschen jubeln ihm zu; viele wissen aber auch was vor ihm liegt, Folter und ein langes erbärmliches Sterben, das man keinem Menschen wünscht. (Johannes 12)

Zwei Tage vor dem Passahfest sitzt Jesus mit seinen Freunden zusammen im Hause Simons des Aussätzigen; da erscheint unangekündigt in der Männerrunde eine Frau mit kostbarem Nardenöl und salbt Jesus mit diesem kostbaren Öl. Die Jünger halten es für absolute Verschwendung und sind empört, dass sie sich wagt, ihre Zusammenkunft zu stören.
Jesus aber lässt sie gewähren, ja, er verteidigt sie. (Markus 14)
Er sagt: „Lasst sie in Ruhe, was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allzeit Arme bei euch und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte und meinen Leib im Voraus gesalbt für mein Begräbnis.“

Von dieser Frau, deren Namen wir nicht kennen, wird bis heute erzählt, wenn wir die Geschichte Jesu erzählen.

Sie hat für die damalige Zeit Ungeheuerliches gewagt, sie war mutig, in dem sie sich in eine Zone wagte, die nur für Männer eingerichtet
war.

Sie gehörte nicht zum Haus des Simon und doch hat sie all ihren Mut zusammengenommen, ist gekommen und hat Jesus mit diesem
kostbaren Öl gesalbt.

Wusste sie, welchen Weg er gehen würde? Vielleicht nicht; Jesus interpretiert ihre Salbung als Vorwegnahme seines Todes, denn anschließend wurde der Leichnam mit kostbaren Ölen gesalbt.

Ich kann mir vorstellen wie aufgeregt und angespannt sie gewesen war, als sie das Salböl besorgte und beschloss Jesus diese Liebe zu
erweisen.

Dabei ist sie über ihren Schatten gesprungen und hat genau das getan, was ihr wichtig war: Jesus etwas Gutes zu tun und er kann es glücklicherweise von ihr annehmen und genießen. Er steht zu ihr vor den Freunden. Er schämt sich für die Freunde, für ihre Eifersucht, ihre
kleinlichen Gedanken und Äußerungen.
Vielleicht finden wir uns wieder, in der Unsicherheit und dem Mut dieser Frau, in der Empörung und Eifersucht der Jünger, im Staunen Jesu über ihren Mut oder auch in den rufenden und jubelnden Menschen auf der Straße.

In der Liebe dieser Frau kann ich Gottes Liebe spüren, die sich in uns Menschen verströmt und auf Jesus übergeht. Darin ist auch Gottes Liebe zu Jesus zu spüren, der ihn umsorgt, bei ihm bleibt, den Weg des Leides mit ihm geht und am Ende mit ihm aufersteht.

Die unbekannte Frau mit dem Salböl hat getan, was sie konnte, was in ihrem tiefen Inneren ihr ein Bedürfnis war. Sie war ganz sie selbst gegen den Widerstand, die abschätzigen Blicke und Kommentare der Jünger. Und das sollen wir auch tun. Und manchmal ist das, was wir tun können, vielleicht etwas ganz anderes, als wir sonst so tun oder für richtig halten in dieser Zeit.
Das macht es nicht gerade leichter. Aber vielleicht ist es ein Anfang, das zu bedenken, was Jesus für uns getan hat, und uns nicht dabei aufzuhalten, was andere tun, sondern was wir selbst tun können. Was sich für uns richtig anfühlt und was uns das sein lässt, was wir sind:
Wenn wir aus Geliebten zu Liebenden werden.

  

„Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, mich in das Meer der
Liebe zu versenken, die dich bewog, von aller Schuld des Bösen uns zu
erlösen.“

(EG 91,1)

Amen.

     





Erstellt am Samstag, 04. April 2020
Zuletzt aktualisiert am Samstag, 04. April 2020